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I.1 ) Das AlpES-Konzept für Ökosystemleistungen

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Lernziele

  • Sensibilisierung für die Besonderheiten der Alpen hinsichtlich der Ökosystemleistungen
  • Verständnis der wichtigsten alpinen Ökosystemleistungen
Die Alpen gelten als ein Mosaik von Gebieten mit natürlichen und sozioökonomischen Besonderheiten. Diese Vielfalt wirkt sich direkt auf die Anzahl und Qualität der Ökosystemleistungen und deren Vernetzung aus. Darüber hinaus ist der Alpenraum durch eine naturräumliche und administrative Komplexität gekennzeichnet, wobei sich viele Länder zu den Wassereinzugsgebieten hin annähern.

Besonderheiten der alpinen Ökosystemleistungen

Der Alpenraum umfasst ein vielfältiges und komplexes System von natürlichen und sozioökonomischen Elementen. Mit bemerkenswerten Höhenunterschieden und klimatischen Bedingungen bietet dieses Gebirge eine große Vielfalt an Landschaften, Ökosystemen, Fauna und Flora. Zudem sind die Alpen trotz der relativ geringen landwirtschaftlichen Nutzfläche dicht besiedelt und bewahren ein reiches Kulturerbe. Der biologische Artenreichtum und die Artenvielfalt im Alpenraum sind mit einem vielfältigen Spektrum an Landnutzungstraditionen verbunden. Häufig hängt die Biodiversität der Bergregionen von der Grünlandbewirtschaftung mit Weiden und Wiesen ab, die von Zone zu Zone wechseln.

Die Alpen sind den Herausforderungen der Globalisierung ausgesetzt, die neue, nicht immer positive Herausforderungen mit sich gebracht hat. Beispielsweise haben Marktveränderungen zu harten sozialen und ökonomischen Auswirkungen geführt und Nutzungsveränderungen großer Teile der Berge geführt. Ein rasanter Klimawandel wirkt sich auf viele Aspekte des Lebens der Alpenbevölkerung aus.

Der Klimawandel ist eine weitere große Bedrohung für die alpinen Ökosysteme. Änderungen der Niederschlagsmenge können zum Beispiel den Wasserkreislauf verändern. Dies kann sowohl seltene Lebensräume als auch Ökosystemleistungen, wie die Verfügbarkeit von Trinkwasser, betreffen. Zudem ist eine Zunahme von Naturereignissen wie Überschwemmungen, Erdrutschen und Lawinen möglich. Die Zusammensetzung der Ökosysteme könnte auch durch die steigende Schneegrenze verändert werden, wodurch die Alpen der Möglichkeit des Auftretens neuer invasiver Arten ausgesetzt sind.

Politische und ökonomische Prozesse, verbunden mit gesellschaftlichen Veränderungen, die kleine Gemeinden betreffen, verändern den Alpenraum. Ein Beispiel sind die Agglomerationsprozesse in den Tälern, bei denen die Größe der Betriebe zunimmt. Die Landwirtschaft ist von vielen Hängen verschwunden und konzentriert sich auf große Bauernhöfe im Flachland. Diese Veränderung führt zu einem Verlust an Biodiversität, insbesondere wenn artenreiche Almen von Wäldern und Sträuchern überwuchert werden.

Leicht zugängliche, touristisch genutzte und kulturell attraktive Regionen erleben ein Bevölkerungswachstum, verbunden mit oft übermäßigen Pendlerströmen und einer hohen Präsenz von Touristen während der saisonalen Spitzen. Diese Phänomene verursachen Probleme für eine nachhaltige Entwicklung, weil sie Verschmutzung, Bodenversiegelung und einen Rückgang der Freiflächen verursachen.

Die im AlpES-Projekt berücksichtigten Ökosystemleistungen

Das AlpES-Projekt konzentriert sich speziell auf den Alpenraum und umfasst eine Reihe von acht wichtigen Ökosystemleistungen für die Region. Diese Reihe von Ökosystemleistungen erfüllt die folgenden Kriterien:

  • Deckt alle Bereiche gemäß dem CICES System;
  • Bietet geografische Relevanz: Diese Ökosystemleistungen sind geografisch wichtig für den Alpenraum;
  • Berücksichtigt eine lokale oder regionale politische Relevanz: Die ausgewählten Ökosystemleistungen können durch die lokale und regionale Politik beeinflusst werden;
  • Bietet eine gute Verständlichkeit: Diese Ökosystemleistungen können leicht Entscheidungsträgern und Bürgergesellschaften vermittelt werden.

Die folgende Tabelle stellt die acht AlpES-Ökosystemleistungen vor und verknüpft sie mit ihrer CICES-Klassifizierung.

Die 8 im AlpES-Projekt berücksichtigten alpinen Ökosystemleistungen

BereichSparteGruppeKlasseÖkosystemleistungen
VersorgungErnährungWasserOberflächenwasser zum TrinkenTrinkwasser mit geringen oder keinen Aufbereitungen
MaterialienBiomasseFasern und andere Materialien von Pflanzen, Algen und Tieren für die direkte Verwendung oder VerarbeitungGrünlandbiomasse
EnergieBiomassebasierende Energiequellen Pflanzenbasierende RessourcenBrennholz
Regulierung und WartungRegulierung von Abfällen, Giftstoffen und anderen BelästigungenRegulierung von ÖkosystemenRegulierung von ÖkosystemenFiltrierung von Oberflächenwasser durch Ökosysteme
Regulierung von FlüssenMassenströmeMassenstabilisierung und Kontrolle von ErosionsratenSchutz der Gebiete vor Lawinen, Schlammlawinen und Steinschlag
Erhaltung der physikalischen, chemischen und biologischen BedingungenAtmosphärische Zusammensetzung und KlimaregulierungWeltweite Klimaregulierung durch Reduktion der TreibhausgaskonzentrationCO2-Sequestrierung durch Wälder und Sümpfe
Kulturelle LeistungenPhysische und geistige Interaktionen mit Biota, Ökosystemen, und Land-/-MeereslandschaftPhysische und erfahrungsbezogene InteraktionenPhysische Benutzung von Land-/Meereslandschaft in verschiedenen Einstellungen der UmweltOutdoor-Freizeitaktivitäten
Physische und geistige Interaktionen mit Biota, Ökosystemen, und Land-/-MeereslandschaftSpirituell und / oder emblematischEmblematischSymbolische Pflanzen, Tiere und Landschaften in den Alpen

Maßnahmen und Akteure zum Schutz von Ökosystemleistungen in den Alpen

Diese vielfältigen Prozesse sind in den letzten Jahren immer ausgeprägter geworden und fordern die Akteure in der Region heraus, eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten und weitere Schäden zu vermeiden. In den späten 1990er Jahren wurde deutlich, dass die Bemühungen zur Milderung dieser Auswirkungen und zur besseren Nutzung der gemeinsamen Ressourcen zwischen allen Alpenländern koordiniert werden müssen. So wurde im Jahr 2000 das erste transnationale Kooperationsprogramm der EU für die Alpen gestartet. Seitdem wurden zwei weitere Ausgaben des Programms mit einer Laufzeit von jeweils sieben Jahren genehmigt. Das dritte und aktuelle Interreg VB Alpine Space Programme wurde 2014 gestartet. Mit einer steigenden Anzahl von Projektpartnern in jeder Iteration spielt das Alpenraumprogramm eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Zusammenarbeit zwischen den Alpenstaaten. Bemerkenswert ist, dass das Alpenraum-Kooperationsgebiet nicht nur die Alpen umfasst, sondern auch die umliegenden Tiefländer, da diese untrennbar miteinander verbunden sind.