Basisstufe
B.1) Was sind Ökosystemleistungen?
Lernziele
- Kenntnis, was eine Ökosystemleistung unter Bezugnahme auf die EU-Definition ist.
- Erlernen der verschiedenen Klassen von Ökosystemleistungen
- Annäherung an die Zusammenhänge zwischen Ökosystemleistungen, wie z.B. Trade-offs und Synergien
Ein -Großteil des menschlichen Lebens, einschließlich Gesundheit und Wohlbefinden, hängt von den Leistungen der Ökosysteme und ihrer Komponenten, wie Wasser, Boden und Organismen, ab, aber auch von Landschaften und Landschaftsbildern und andere immateriellen Elementen, die in der Natur vorhanden sind und zur Befriedigung geistiger und spiritueller Bedürfnisse beitragen.
Was sind Ökosystemleistungen? Wie beeinflussen sie unser Leben und Wohlbefinden?
Es gibt weitere Definitionen von Ökosystemleistungen, die zum Verständnis dessen beitragen können, was sie sind:
- Ökosystemleistungen beziehen sich auf die Nutzen, welche die Menschen aus Ökosystemen ziehen;
- Ökosystemleistungen sind direkte und indirekte Beiträge zum menschlichen Wohlbefinden.
Zunächst einmal müssen wir wissen, dass Ökosystemleistungen von den Ökosystemen abhängen, die um uns herum vorhanden sind. Ökosysteme umfassen sowohl Lebewesen (Pflanzen, Tiere und Organismen) als auch nichtlebende Elemente der Umwelt (Wetter, Wasser, Boden, Klima, Atmosphäre usw.), die sich gegenseitig beeinflussen. Wir definieren Lebewesen oft als den biotischen Teil von Ökosystemen, während der nicht-lebende Teil als der abiotische Teil bezeichnet wird.
Trotz der Bedeutung von Ökosystemleistungen für unser Wohlbefinden und unsere Wirtschaft sind wir uns oft nicht bewusst, was von ihnen abhängt. Wir können ihre Bedeutung an einfachen Beispielen wie dem folgenden Bild erkennen.
So versorgen uns Ökosystemleistungen nicht nur mit Gütern und Materialien, sondern tragen auch wesentlich zu unserer Gesundheit und unserem körperlichen sowie geistigen Wohlbefinden bei.
Darstellung von Ökosystemleistungen
Die verschiedenen Arten der Ökosystemleistungen
Versorgungsleistungen
Die Natur liefert Nahrungsmittel, Rohstoffe und Energie, die nicht nur für unser körperliches Wohlbefinden, sondern auch als Grundlage für unser ökonomisches Handeln in vielen Bereichen dienen. Beispiele für diese so genannten Versorgungsleistungen sind Holz aus Wäldern, Wasser für die menschliche Nutzung, Biomasse aus Grasland und Landwirtschaft, tierische Produkte wie Milch, Wolle oder Fleisch.
Ökosysteme regeln auch viele Prozesse, die die Wassermenge und die Qualität von Boden, Wasser, Luft oder die Bedingungen für die Existenz von Pflanzen und Tieren regulieren. Beispiele für Regulierungsleistungen sind:
- die Regulierung der Wasserabgabe durch die Speicherung in Feuchtgebieten,
- die Regulierung der Luftverschmutzung durch Vegetation;
die Regulierung der Bodenqualität durch Pufferung in Bodenschichten.
Schließlich gibt es auch immaterielle Werte, die wesentlich zum Wohlbefinden des Menschen beitragen und auf Ökosysteme und ihre Wechselwirkung angewiesen sind. Beispiele für solche kulturelle Leistungen sind:
- die Schönheit der Berglandschaften;
- Naturerlebnisse;
- die Inspiration und Kreativität oder auch durch die Natur ausgelöste spirituelle Erfahrungen.
Was ist die Ökosystemleistungs-Kaskade?
Dennoch gibt es weniger sichtbare Ökosystemleistungen, die aus Prozessen bestehen, welche die Bedingungen zur Erbringung der von uns genutzten Leistungen unterstützen oder schaffen. Zum besseren Verständnis dieser Kette wurde ein theoretisches Modell entwickelt, das Zwischen- oder Unterstützungsleistungen, finale Ökosystemleistungen sowie Güter und Nutzen identifiziert. Dieses Modell wird als Ökosystemleistungs-Kaskade bezeichnet und ist in der folgenden Abbildung dargestellt:
Im Allgemeinen werden durch finale Ökosystemleistungen direkt Güter und Nutzen erzeugt, die vom Menschen konsumiert oder genutzt werden können. Bei der ökonomischen Bewertung wird der Beitrag dieser finalen Leistungen zu den Nutzen gezählt. Zwischenleistungen sind Güter oder Leistungen, die Vorläufer der finalen Leistungen des Ökosystems sind. Nach dem vorherigen Beispiel ist die Produktion von Biomasse für Pflanzenblätter eine Zwischenleistung, die für die Produktion von Äpfeln notwendig ist.
Was eine finale Leistung sein kann, kann sich als mehrdeutig erweisen, da die gleichen Zwischenleistungen unterschiedliche finale Leistungen erbringen können. Ein Apfel kann beispielsweise eine Versorgungsleistung (Nahrung) und gleichzeitig eine kulturelle Leistung (Inspiration) sein.
Finale Ökosystemleistungen stellen den direktesten Beitrag der Ökosysteme zum menschlichen Wohlbefinden dar. Sie haben jedoch nach wie vor einen grundlegenden Bezug zu den Funktionen, Prozessen und Strukturen des zugrunde liegenden Ökosystems, durch die sie erzeugt wurden.
Obwohl es einfacher ist, sich auf die finalen Ökosystemleistungen zu konzentrieren, sind unterstützende oder zwischengeschaltete Leistungen nicht unwichtig. Im Sinne einer vorausschauenden Umweltpolitik müssen also neben den finalen Leistungen auch Zwischenleistungen berücksichtigt werden, die aber eindeutig als solche gekennzeichnet sein müssen.
Leistungen, Güter und Nutzen
Ein entscheidender Punkt bei der Definition von Ökosystemleistungen ist es, sie nicht mit den Gütern und Nutzen zu verwechseln, durch die sie erzeugt wurden. Diese Unterscheidung ist auch für ökonomische Ansätze zur Erfassung und Bewertung von Gütern und Nutzen wichtig. Güter und Nutzen sind definiert als “Dinge, die Menschen aus finalen Ökosystemleistungen schaffen oder ableiten”. Diese Endergebnisse aus Ökosystemen wurden in Produkte oder Erfahrungen umgewandelt, die nicht mehr funktional mit den Systemen verbunden sind, aus denen sie abgeleitet wurden. Güter und Nutzen können gemeinsam als “Produkte” bezeichnet werden.
Annäherung an Ökosystemleistungen, Wechselwirkungen und Abhängigkeiten
Häufig tendiert der Ansatz von Ökosystemleistungen dazu, nur eine Leistung zu isolieren und zu betrachten, wodurch deren Verbindungen mit dem Rest des Systems vernachlässigt werden. Ein solches Vorgehen kann unvorhergesehene und schädliche Folgen haben. Beispielsweise hat die übermäßige Konzentration auf die Maximierung von Versorgungsleistungen in den letzten Jahrzehnten den Verlust und die Verschlechterung der Biodiversität und anderer nicht vermarkteter Ökosystemleistungen, wie genetische Ressourcen oder Bestäubung, verursacht.
Um zu untersuchen, wie verschiedene Ökosystemleistungen miteinander verbunden sind, werden spezifische Konzepte verwendet: “Trade-offs“, “Synergien“ und “Bündel oder Cluster“ von Ökosystemleistungen.
Trade-offs werden gemeinhin als Zunahme einer Ökosystemleistung definiert, die zu einer Abnahme einer anderen führt. Beispielsweise trägt die Abholzung eines Waldes zum Anbau von Nutzpflanzen bei und erhöht die Nahrungsmittelversorgung, verringert aber auch andere Nutzen, die sich aus der Existenz des Waldes ergeben, wie Kohlenstoffspeicherung, Luftqualität und Hochwasserregulierung. Es wird häufig gesagt, dass eine Ökosystemleistung durch eine andere “abgewertet“ wird.
Das Verständnis von Trade-offs und Synergien zwischen Ökosystemleistungen ist daher der wichtigste Aspekt der Entscheidungsfindung in der territorialen Entwicklung und im Umweltmanagement, um die schädlichen Auswirkungen der Konzentration auf einige wenige Leistungen auf Kosten anderer zu verringern.
Die im AlpES-Projekt berücksichtigten Ökosystemleistungen